Das KJFZ Basepohl schließt für immer seine Türen

Es war der 01.07.1994 als man dem Wunsch von Kindern und Jugendlichen nachkam und für sie in der damaligen Siedlung Basepohl Räume schuf, die sie für sinnvolle Freizeitgestaltung, für Gespräche, kreative Veranstaltungen oder einfach nur zum Chillen nutzen durften. Unter Trägerschaft der AWO gestalteten die Kinder und Jugendlichen ihre Räume in Eigeninitiative mit Unterstützung der Betreuer und Eltern.

Am 20.06.1996 „musste“ (heute sage ich „durfte“) ich die Leitung dieser Einrichtung übernehmen. Gemeinsam versuchten wir wieder neue Farbe in die Räume zu bringen; Blumen und gemütliche Ecken hielten Einzug. Viele verschiedene Projekte, Ferienspielmaßnahmen, tägliche Angebote, Höhepunkte und thematische Veranstaltungen fanden statt und der Zulauf war super. Kurze und weite Wege wurden auf sich genommen, um mit Freunden zusammen zu sein, Computer zu spielen oder draußen zu toben. Highlights waren immer die Feste, wie z.B. Kindertag oder der Jugendclubgeburtstag, die verschiedenen Fahrten zu unterschiedlichen Zielen oder das Kinderferienlager im Forsthof Schwarz u.v.m.

Dann kam der 30.03.2014. Durch den langsamen Weggang der Bundeswehr wurde auch unsere Einrichtung von den wichtigen Bewirtschaftungsleitungen abgeschnitten und ein Fortbestand vor Ort war nicht mehr möglich. Viele Tränen flossen. „Wir wollten doch den 20. Geburtstag feiern. Was wird jetzt, geht es weiter und vor allem wo????“ Plötzlich die erlösende Nachricht. Im Dorf Basepohl sollten wir die ehemalige Kindereinrichtung, die zwischendurch als Flüchtlingsunterkunft und Obdachlosenheim genutzt wurde, beziehen.

Und wieder ging es ans Umgestalten. Wände wurden rausgeschlagen, Türen versetzt, neue Räume geschaffen. Die große ehrenamtliche, unentgeltliche Hilfe der Bundeswehr, vieler Eltern, Partner und Sponsoren machte es möglich, dass wir am 01.06.2014 wieder eröffnen konnten. Den 20. Geburtstag feierten wir dann am 01.07.2014 hier im Dorf mit unendlich vielen Kindern und Gästen.

Sieben weitere interessante, kreative, inhaltlich und pädagogisch wertvolle und spannende Jahre folgten. Wir haben tolle Winter-, Oster-, Sommer-, Herbst- und Weihnachtsferienspiele durchgeführt; in jedem der 27 Jahre gab es Kreativtage zu Ostern und zu Weihnachten, das Kinderferienlager im Forsthof Schwarz fast auch so lange. Wir feierten 27 Geburtstage unserer Einrichtung mit tollen Attraktionen. Viele Freizeitparks machten wir unsicher, auch Tierparks, Museen und ähnliches besuchten wir. Unsere Projektreisen führten uns zu unterschiedlichen Thematiken zwei Mal nach Berlin, nach Potsdam, nach Hamburg, nach Prora, nach Lüneburg und Schwerin. Wir erlebten zahlreiche Musicals und träumten uns in die Zauberwelten vieler Figuren. Inhouse-Projekte ließen uns wissenschaftliche Experimente erleben, wir „produzierten“ einen Film über unsere Einrichtung, entwickelten ein Hörspiel, gestalteten einen Teil der Außenwand unserer Einrichtung mit einem Graffitibild, es gab Tierschutzprojekte, Naturprojekte, wir waren Segelfliegen und auf Kanutouren, zelteten an der Ostsee, trainierten unser Selbstbewusstsein, lernten Konflikte richtig zu lösen und wie wir uns gesund ernähren sollten sowie kochen und backen (natürlich alles unter professioneller Anleitung) u.v.m. Hier könnte ich noch unendlich lange aufzählen und auch unsere Ideen für die nächsten Jahre würden weitere Seiten füllen.

Doch hier enden jetzt 27 Jahre Kinder- und Jugendfreizeitarbeit im ländlichen Raum, in Basepohl. Zum 31.12.2021 wird sich die Tür für immer schließen. „Die Hoffnung stirbt zuletzt!“... sagt man. Also haben wir noch ein paar Tage Hoffnung??? Aber dem entgegen steht der Beschluss der Stadtvertreter, die diese Hoffnung doch sterben lassen.

Viele traurige Kinder erlebe ich in diesen Tagen. „Es wurde doch versprochen, dass wir bleiben?“ Und „Mach was, dass es nicht passiert!“ Gerne würde ich sagen: „Alles wird gut!“. Es bricht mir das Herz, was da gerade geschieht. Ich lebe und liebe, was ich gemacht habe und mache und kann nicht verstehen, dass für die Kinder, die keine Lobby haben, nicht mehr genug getan werden kann. Ich hoffe und wünsche mir, dass die Erinnerungen bleiben mögen und es in Stavenhagen lange weitergehen kann.

An dieser Stelle ein besonderer Dank an unsere überaus zahlreichen Sponsoren und Begleiter, die uns all die Jahre die Treue gehalten haben und viele Dinge mit ermöglichten. Ein riesengroßer Dank an die Eltern, die uns ihre Kinder übergaben und uns somit großes Vertrauen entgegenbrachten. Dank auch für ihre Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung von Festen oder Ähnlichem und natürlich auch für Lob und Kritik. Dank auch an alle meine Mitarbeiter*innen, die mir während dieser langen Zeit, in welcher Form auch immer, zur Seite standen und Hilfe und Unterstützung waren.

Ein ganz besonderer und von Herzen kommender Dank geht an all „meine“ Kinder, die ich, genauso wie sie alle waren und sind, lieb hatte und habe. Ich werde und will euch nicht vergessen und hoffe, wir sehen uns dann in Stavenhagen???

Fühlt euch fest gedrückt und bleibt gesund!

Eure Franka

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